Vinca, die einzige Mülldeponie Belgrads, liegt seit mehr als 40 Jahren unbewirtschaftet neben der Donau und wurde von der International Solid Waste Association (ISWA) unter die 50 am stärksten verschmutzten Deponien der Welt gewählt. Das 130 Hektar große Gelände, das einer Fläche von 180 Fußballfeldern entspricht, war nie ein offizielles Entsorgungsgebiet und verfügte über keine grundlegenden Deponieeinrichtungen, einschließlich Entwässerungssysteme. Da sie eine große Gefahr für die Umwelt darstellte, beschlossen die örtlichen Behörden, die bestehende Deponie zu sanieren, um die Abfallwirtschaft in Belgrad zu revolutionieren.

Nach der Schließung der früheren Deponie wird eine neue Deponie mit entsprechender Auskleidung und Bewässerung angelegt. Dazu gehört eine spezielle Anlage für die Behandlung von Bau- und Abbruchabfällen sowie eine neue Müllverbrennungsanlage, in der nicht wiederverwertbare Abfälle verbrannt und in Energie umgewandelt werden sollen.

Für die umfangreiche Sanierung arbeitet Belgrad mit dem Konsortium Beo Clean Energy (Beo Čista Energija) zusammen, dem der französische Energieversorger SUEZ, das japanische Unternehmen Itochu und der luxemburgische Fonds Marguerite angehören. Arup wurde von Beo Clean Energy beauftragt, ein unabhängiges Sozial- und Umweltaudit im Namen der Geldgeber Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) und International Finance Corporation (IFC), einem Mitglied der Weltbankgruppe, durchzuführen.

Prüfung der Umweltauswirkungen

Die 15 km vom Stadtzentrum entfernte und seit 1977 in Betrieb befindliche Vinca-Deponie war eine der größten offenen Mülldeponien Europas, auf der jährlich mehr als 700.000 Tonnen Abfall abgelagert wurden. Sie brannte fast ständig und hüllte die Stadt in einen giftigen Nebel, dessen Dämpfe während der Regenzeit in den Boden eindrangen.

Nach dem Erdbeben von 2014, das mehrere Erdrutsche auslöste, wurde die Deponie instabil, was den Standort noch gefährlicher machte und das Risiko einer Kontaminierung der Donau erhöhte. Die bestehende Deponie wird in den nächsten vier Jahren saniert, um die Sanitär- und Sicherheitsstandards zu erfüllen. Seit August 2019 erbringt Arup Überwachungs- und Monitoringleistungen vor Ort, um die Umsetzung der verschiedenen im Projektplan vorgesehenen sozialen und ökologischen Maßnahmen sicherzustellen. Dazu gehört auch die Verhinderung einer weiteren Verschmutzung des Donaubeckens und des Grundwassers durch die Schaffung kompartimentierter Bereiche zur Lagerung der verschiedenen gefährlichen Abfälle.

Bestes Projekt der Versorgungswirtschaft

Neben einer Abfallverwertungsanlage werden ein kleines Recyclingzentrum, Straßeninfrastruktur und ein Damm errichtet. Das schädliche Sickerwasser des alten Standorts wird aufgefangen und in den neuen Anlagen mit Hilfe von Umkehrosmose behandelt, während das Methan aufgefangen und als Energiequelle wiederverwendet wird - ein Projekt, das von Partners Bulletin mit dem 2020 Gold Award für das beste Versorgungsprojekt ausgezeichnet wurde.

Unser Team sorgte nicht nur dafür, dass sich die Sanierung positiv auf die örtliche Gemeinde und die Umwelt auswirkt, sondern bot Lenders auch technische Beratung zu den im Bau befindlichen Anlagen. Dazu gehören die Erfassung von Deponiegas und die Entfernung von Sickerwasser aus der bestehenden Deponie, um giftiges Wasser und umweltschädliches Methan zu bewältigen - und dabei gleichzeitig Strom zu erzeugen.

Umschulung: Berücksichtigung der sozialen Dimension

Die Sanierung des Standorts bietet vielen der derzeitigen Arbeitnehmer neue Möglichkeiten. In Übereinstimmung mit den Anforderungen der Geldgeber EBRD und IFC, die soziale Dimension des Projekts zu berücksichtigen, haben unsere Spezialisten ein Unterstützungs- und Umschulungsprogramm entwickelt, das den Arbeitern, die oft aus der marginalisierten Roma-Gemeinschaft stammen, einen Weg in die Zukunft bietet. Das Arup-Team wird die Einführung des Programms zur Unterstützung der Mitarbeiter bei der Suche nach neuen Arbeitsplätzen einer detaillierten Prüfung unterziehen, die durch eine Reihe von Erhebungen und Interviews mit der Gemeinschaft unterstützt wird.

Vinca hat sich zum Ziel gesetzt, die Nutzung von Siedlungsabfällen als erneuerbare Energiequelle zu verbessern und gleichzeitig die Umwelt und die Anwohner zu schonen. Arup war entscheidend für die reibungslose Durchführung dieses Großprojekts.

Mitsuaki Harada, Vladimir Milovanovic, Philippe Thiel

Geschäftsführer von Beo Čista Energija Ltd.

Unterstützung bei der Investitionsberatung

Neben dem Flughafen Belgrad ist Vinca das erste von zwei erfolgreichen serbischen Projekten im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft (PPP), einem kooperativen, aber komplexen Rahmen für die Durchführung von Infrastrukturprojekten. Die umfassende Erfahrung von Arup mit PPP und die Kenntnis der lokalen Gegebenheiten halfen Beo Čista Energija LTD, sich in der institutionellen Landschaft zurechtzufinden und die Bedürfnisse der lokalen Behörden und der internationalen Banken in Einklang zu bringen, um ein erfolgreiches Projekt im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft zu realisieren.

Auf der Grundlage unserer Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Entwicklungsbanken unterstützte das Team den Kunden bei den Verhandlungen mit den Beteiligten, einschließlich der lokalen Behörden, mit kontinuierlicher Beratung. Arups fundierte Kenntnisse der lokalen Gesetzgebung waren der Schlüssel zur Umsetzung des Projekts und zum Aufbau lokaler Kapazitäten für die zukünftige Zusammenarbeit mit Entwicklungsinstitutionen.

Vinca waste to energy facility under construction
Sanierungsarbeiten auf der Belgrader Mülldeponie Vinca schreiten voran