Das ursprünglich in den 1920er Jahren errichtete Getreidesilo war ein florierendes Getreidelager in Kapstadt und zu dieser Zeit das höchste Gebäude in Subsahara-Afrika. Um die Jahrhundertwende wurde das Gebäude jedoch aufgegeben und dem Verfall preisgegeben, da die Getreideexporte rasch zurückgingen.

Anstatt das Getreidesilo abzureißen, sah die V&A Waterfront die historische Bedeutung und die einzigartige Ästhetik des Gebäudes als Chance und machte es zum Herzstück des neu gestalteten Silo District. In Zusammenarbeit mit dem Heatherwick Studio arbeiteten wir mit der V&A Waterfront zusammen, um das Gebäude in ein beeindruckendes - und zugleich nachhaltiges - Museum und Hotel umzuwandeln. Heute beherbergt das Gebäude das Zeitz Museum of Contemporary Art Africa (MOCAA) und das Silo Hotel. Das Grain Silo ist zu einer Ikone der Skyline von Kapstadt und zu einem Katalysator für die soziale und kulturelle Erneuerung geworden.

Freisetzung des vollen Potenzials des Gebäudes

Durch die Umnutzung der 42 zellularen Getreidesilos des Gebäudes konnten wir ein unverwechselbares und einprägsames Design schaffen, das die neue Rolle des Gebäudes als Kunstmuseum ergänzt. Eines der charakteristischen Merkmale des Entwurfs ist das 30 m hohe Atrium, das aus der bestehenden Matrix zylindrischer Silos herausgearbeitet wurde. Dieser ungewöhnliche Ansatz für die Konstruktion des Atriums vermittelt den Besuchern das Gefühl, sich im Inneren einer riesigen Bienenwabe zu befinden, und bietet ein einzigartiges Erlebnis, das die Kunstwerke der Galerie noch besser zur Geltung bringt.

Um diese ehrgeizige architektonische Vision zu verwirklichen, musste das Team eine Reihe von tragenden Teilen des Gebäudes entfernen, wobei die strukturelle Integrität des Gebäudes erhalten bleiben sollte. Unser Entwurfsansatz sah vor, die zylindrischen Silos mit einer Schicht aus Stahlbeton zu verkleiden, ohne zusätzliche sichtbare Elemente zu verwenden, um die verbleibende Struktur zu stärken.

Dank seines auffälligen Retrofit-Designs ist das Getreidesilo nicht nur zu einem der beliebtesten Ausflugsziele Kapstadts geworden, sondern demonstriert auch die erheblichen Vorteile einer nachhaltigen Renovierung. Wo immer es möglich war, gaben wir der Wiederverwendung den Vorzug vor einem Neubau und minimierten den gebundenen Kohlenstoff in der gesamten Konstruktion. Das Ergebnis ist ein weltweit relevantes Beispiel für eine erfolgreiche adaptive Wiederverwendung von Industrieanlagen.

Oberlichter, die begeistern und ansprechen

Unser Team unterstützte den Architekten bei der Gestaltung der markanten Oberlichter des Getreidesilos. Verankert an Stahlrahmen, die auf den zylindrischen Silobehältern sitzen, besteht jedes Oberlicht aus einer Reihe von begehbaren Verbundglasscheiben. Diese lassen Tageslicht in die kathedralenartige Struktur des Gebäudes einfallen und beleuchten die Kanten der ausgehöhlten Silos. Dadurch wird das zentrale Atrium mit kontrolliertem natürlichem Licht durchflutet, wodurch ein einladender und dramatischer Raum entsteht, den die Besucher genießen können. Ergänzend dazu wurde ein speziell in Auftrag gegebenes Kunstwerk in das Design des Oberlichts integriert. Der Schattenwurf dieses Kunstwerks trägt dazu bei, die grelle Sommersonne zu mildern, und schafft zusammen mit der speziell entwickelten künstlichen Beleuchtung einen sanften Lichtübergang zwischen Tag und Nacht.

Über die Beleuchtung hinaus verbessern die Oberlichter auch das Erlebnis der Besucher, indem sie ihnen verschiedene Aussichtspunkte bieten, von denen aus sie das Atrium betrachten können. Als Teil des externen Skulpturengartens sind die Oberlichter so konzipiert, dass sie den starken Belastungen durch Menschenmassen und Skulpturen standhalten.

Eine leuchtende Laterne am Rande des Hafens

Die bedeutendste Änderung am äußeren Erscheinungsbild des Gebäudes ist die Integration der ikonischen konvexen Fassadenplatten - oder "Kissen" - in die bestehende Struktur. Von außen betrachtet spiegeln die dreieckigen Fensterscheiben des Gebäudes tagsüber den Himmel und schaffen eine einzigartige Ästhetik. Nachts leuchten die Lichter im Inneren des Gebäudes durch diese Fenster und vermitteln dem Betrachter den Eindruck einer leuchtenden Laterne am Himmel.

Dieses Fassadendesign kommt auch den Menschen im Inneren des Gebäudes zugute. Mit ihrer großen, ausladenden Form versorgen die Kissen die Besucher mit reichlich natürlichem Tageslicht. Außerdem erfüllen sie mehrere wichtige technische Funktionen. Die konvexe Form der stahlgerahmten Kissen trägt im Vergleich zu einer flachen Fassade zur Verringerung der Spitzenenergiebelastung bei. Das bedeutet, dass sich die Hotelzimmer nicht so stark aufheizen, was wiederum den Energiebedarf für die Kühlung der Räume durch Klimaanlagen reduziert.

Dieses anspruchsvolle Fassadendesign wurde durch ein fortschrittliches parametrisches Modell ermöglicht, das von unserem Team erstellt wurde. Wir haben alle möglichen technischen Überlegungen in das Modell einfließen lassen, so dass die Architekten die volle Kontrolle über die endgültige geometrische Lösung hatten, wobei jede mögliche Option bereits im Voraus auf ihre technische Machbarkeit geprüft wurde. Dieser Ansatz stellte sicher, dass der komplexe Entwurf schnell und effizient entwickelt werden konnte, und sein Detailgrad - neben einem gut durchdachten und pragmatischen Entwurf - bot eine solide Grundlage für die Auftragsvergabe, um Kosten und Programmrisiken zu reduzieren. Besonders hervorzuheben ist, dass dieses komplexe geometrische Design mit südafrikanischem Fachwissen sowohl in der Konstruktion als auch in der Fertigung realisiert wurde.

Unbezahlbare Kunstwerke bewahren

Obwohl weniger auffällig als die markanten Fassadenkissen, war das zweistufige Umweltkontrollsystem des Gebäudes ebenso wichtig für seinen Erfolg als Museumsraum. Ein einziges System sorgt für die natürliche Belüftung des Atriums mit gereinigter Außenluft, während mehrere Systeme für die Klimatisierung der Galerien zuständig sind - eine spezielle Klimakontrolle für jeden Galerieraum, die den strengen internationalen Museumsstandards entspricht. Die Galerien machen sich auch die thermische Trägheit der Sichtbetonwände zunutze. Dies trägt zur Regulierung der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit in der Galerie bei und verlangsamt die Temperaturschwankungen beim Durchgang der Besucher.

Mit diesem Ansatz der Klimaregulierung bewahrt die Nachrüstung des Gebäudes nicht nur das reiche Erbe des Getreidesilos, sondern auch die unbezahlbaren Kunstwerke, die sich heute in seinen historischen Mauern befinden.

Heatherwick Studio / Van Der Merwe Miszewski Architekten / Rick Brown Associates & Jacobs Parker / WBHO