Wie kann man sicher sein, dass ein neues Bahnsystem vom ersten Tag an reibungslos funktioniert? Crossrail und Transport for London beauftragten Arup damit, den Start der neuen Londoner Elizabeth Line zu unterstützen. Angesichts des Umfangs und der Komplexität des Elizabeth Line-Programms boten wir einen bewährten Ansatz, um den Prozess von Anfang an risikofrei zu gestalten. Ziel war es nicht nur, die mit unerwarteten Betriebsausfällen verbundenen Reputations- und finanziellen Schäden zu vermeiden, sondern auch die Bereitstellung und Aufrechterhaltung eines sicheren, effizienten und zuverlässigen Dienstes für die Fahrgäste vom ersten Tag an zu gewährleisten.

Arup begann 2015 mit der Vorbereitung der Elizabeth-Linie auf den Betrieb und unterstützte Crossrail und Transport for London (TfL) mit Schulungen, Prüfungen, Tests und der Einbeziehung von Lieferanten. Mithilfe unserer umfassenden ORAT-Methode (Operational Readiness Activation and Transition) halfen wir bei der Planung und Vorbereitung der Mobilisierung der neuen Linie und schufen Vertrauen für einen erfolgreichen ersten Tag und für den weiteren Betrieb.

Die Elizabeth-Linie war vom Start weg ein großer Erfolg. Mit mehr als einer Million Fahrgästen in der ersten Woche nach der Eröffnung erhöhte die neue Linie die Bahnkapazität im Zentrum Londons um 10 %. Unser ORAT-Dienst brachte eine Vielzahl neuer Prozesse, Technologien und Teams zusammen.

Ausbildung für einen neuen Dienst

Vom Bau über den Betrieb bis hin zur Instandhaltung ist die Elizabeth Line auf ein vielfältiges Team hochqualifizierter Spezialisten angewiesen. In enger Zusammenarbeit mit den für den Bau der Strecke und der Bahnhöfe beauftragten Unternehmen entwickelten wir ein umfassendes Schulungsprogramm, um die TfL-Mitarbeiter, die die neue Strecke betreiben und warten, mit den neuen Anforderungen vertraut zu machen und weiterzubilden. Unsere gründliche und kooperative Methodik sorgte für eine effiziente und effektive Durchführung des Programms und trug dazu bei, die Anforderungen der Auftragnehmer mit den Erwartungen der Infrastrukturbetreiber in Einklang zu bringen.

Wir arbeiteten mit den Infrastrukturbetreibern zusammen, um ein vollständiges Bild ihres Schulungsbedarfs zu entwickeln, und strafften den Prozess durch die Reduzierung von Doppelschulungen zwischen verschiedenen Verträgen. Das Team übernahm die strategische Koordinierung von 25 Verträgen, um 41 Schulungspläne zu erstellen, wobei jeder einzelne sorgfältige Unterstützung bei der Umwandlung von technischem Material in prägnante Lernmodule erforderte.

Insgesamt wurden 278 Schulungspakete entwickelt und 508 Schulungssitzungen über einen Zeitraum von 14 Monaten durchgeführt. Ein Schulungsprogramm dieser Art war eine Premiere für die britische Eisenbahn, und der Ansatz wurde von anderen Arbeitsgruppen nachgeahmt, um die Infrastrukturbetreiber bei ihrer Vorbereitung zu unterstützen und den Standard für die Betriebsbereitschaft in der Branche zu setzen.

Dress rehearsal of a station evacuation
Eine Bahnhofsevakuierung, die Teil der über 100 Szenarien war, die für das Versuchsprogramm ermittelt wurden. © Transport for London

Vorbereitungen für die Mobilisierung

Die Vorbereitungen für ein Eisenbahnprojekt dieser Größenordnung waren keine Kleinigkeit. Damit das Projekt vom Bau in den Betrieb übergehen konnte, musste TfL nachweisen, dass Crossrail und seine Partner eine integrierte, sichere, funktionsfähige und wartungsfähige Bahn geliefert hatten, die die erforderlichen Leistungs- und Zuverlässigkeitsstandards erfüllt.

In enger Zusammenarbeit mit TfL waren wir maßgeblich an der Entwicklung des gemeinsamen Plans für den Probebetrieb beteiligt, um die Anforderungen an Sicherheit und Dokumentation zu erfüllen. Wir überprüften Standards und halfen bei der Ermittlung von Lücken, indem wir bei Bedarf neue Standards erstellten. Wir arbeiteten mit den Teams von Network Assurance zusammen, um kritische Betriebssysteme zu integrieren und zu implementieren.

Sicherstellung eines reibungslosen Übergangs zum Echtbetrieb

Der Übergang von der Bauphase zum Echtbetrieb erfordert die Erprobung von Menschen, Verfahren, Systemen und Anlagen, um Vertrauen zu schaffen und sicherzustellen, dass die verschiedenen Lieferorganisationen bei der Durchführung der Tests und dem späteren Betrieb koordiniert und aufeinander abgestimmt werden.

Wir unterstützten TfL bei der Identifizierung von mehr als 100 realen Szenarien, die erprobt werden müssen. In einer Reihe von Workshops mit Teams aus den Bereichen Netzsteuerung, Betrieb, Instandhaltung und Versuchsbetrieb haben wir die Szenarien mit einer Risikobewertung und Priorisierung versehen, die von einer kranken Person im Zug bis hin zu einer kompletten Evakuierung des Bahnhofs reichten.

Es wurden verschiedene Szenarien getestet, von normalen Ereignissen bis hin zu hochtechnischen Signalszenarien und Evakuierungen, um sicherzustellen, dass das Testbetriebsprogramm die Ziele Sicherheit, Bedienbarkeit, Wartungsfreundlichkeit, Kundenservice und Zuverlässigkeit erfüllt.

Trial evacuation of a Crossrail train
Freiwillige nahmen an fünf Evakuierungsübungen für Bahnhöfe und Züge teil. © Transport for London

Erprobung der neuen Strecke

Bei den Versuchen wurden die Interaktionen zwischen Menschen, Prozessen und Systemen in einer realen Eisenbahnumgebung zusammengeführt. Das Programm umfasste etwa 150 Tests, gefolgt von fünf großen Übungen mit 300 bis 2.000 Freiwilligen.

Unsere ORAT-Methode bot den Beteiligten nicht nur eine Plattform zur Vorbereitung auf die Eröffnung der neuen Strecke, sondern zeigte auch betriebliche Verbesserungsmöglichkeiten und Korrekturmaßnahmen auf.

Wir sammelten und analysierten fortlaufend Daten und Rückmeldungen aus dem Versuchsbetrieb und verfolgten jeden Versuch, um sicherzustellen, dass die wichtigsten Maßnahmen erfasst, vorangetrieben und in weitere Versuche integriert wurden. Dies reichte von der Behebung technischer Betriebsprobleme über die Bereitstellung von Ausrüstung bis hin zur Verbesserung der Fahrgastkommunikation, um zu zeigen, dass die Bahn für den Echtbetrieb bereit war.

Diese Übungen bedeuteten die Erprobung einer effizienten Reaktion auf größere Zwischenfälle mit einer großen Anzahl von Fahrgästen, was am ersten Tag des Betriebs der Elizabeth-Linie realisiert wurde, als eine kurze Schließung des Bahnhofs Paddington vom Bahnhofspersonal sicher und effizient bewältigt wurde. Seit der offiziellen Eröffnung der Elizabeth-Linie im Mai 2022 messen wir weiterhin die Rückmeldungen zur Leistung und das Kundenfeedback, um einen weiterhin reibungslosen Betrieb zu gewährleisten.