Im Bausektor ist ein enormer Wandel im Gange. Angesichts des Ausmaßes der von unserer Branche verursachtenCO2-Emissionen ist die Abkehr von einem Modell des linearen Verbrauchs ("Nehmen, Herstellen, Entsorgen") hin zu einer Kreislaufwirtschaft dringend erforderlich.

In der gesamten EU kommt dem Immobiliensektor und seinen Akteuren eine besondere Rolle zu, da er für mehr als 40 % des Energieverbrauchs, über 50 % des Ressourcenverbrauchs und 46 % des Abfallaufkommens in der Region verantwortlich ist.

Ein Umdenken bei der Gestaltung von Anlagen im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft ist für die Akteure in der gesamten Wertschöpfungskette unabdingbar geworden. Ursprünglich konzentrierte man sich auf die Steigerung der Energieeffizienz im Betrieb, doch nun wird ein systemischerer Ansatz verfolgt, um alle Aspekte des verkörperten Kohlenstoffs in der gesamten Wertschöpfungskette zu bewerten.

Mit dem Ziel, bis 2050 kohlenstoffneutral zu werden, ebnet der Green Deal der EU das Spielfeld, indem er ein Klassifizierungssystem und technische Prüfkriterien bereitstellt, die objektiv definieren, ob eine Anlage nachhaltig ist oder nicht. Parallel dazu beseitigen der Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft und die EU-Taxonomie durch ihre Detailgenauigkeit Unsicherheiten und helfen den Akteuren in der gesamten gebauten Umwelt, sich auf die Zukunft vorzubereiten.

Wie helfen also die Grundsätze der Kreislaufwirtschaft?

Klare Nachhaltigkeitskriterien - die Chancen

Erstens wird die Leistung von Gebäuden durch Vorschriften neu definiert. Im August 2021 veröffentlichte die EU die erste Liste technischer Kriterien für Gebäude, die ab 2023 rechtsverbindlich sein werden.

Der Prozess soll Unklarheiten beseitigen und Eigentümern, Betreibern und Investoren helfen, Risiken für den Betrieb und die Portfolios zu verringern. Neben den Details und der Klarheit gibt die Konsultation auch den Anstoß zu einem wichtigen Gespräch über unsere gemeinsame Reise in Richtung Netto-Null.

Die technischen Kriterien der EU für die Kreislaufwirtschaft heben fünf zentrale Handlungsfelder hervor, deren übergeordnetes Ziel es ist, die Lebensdauer von Materialien, Komponenten und Gebäuden zu verlängern, wobei der Schwerpunkt auf einer auf Langlebigkeit, Anpassungsfähigkeit und Flexibilität optimierten Konstruktion liegt.

Auf der Ebene der Gebäude wird eine bessere Nutzung und Auslastung der Gebäude gefordert, die den vorhandenen Gebäudebestand, neue zirkuläre Geschäftsmodelle wie die gemeinsame Nutzung von Flächen sowie kleinere und effizienter gestaltete Einheiten umfasst.

Im Bereich der Materialien wird die Abkehr von kohlenstoffintensiven Materialien wie Beton und Stahl hin zu kohlenstoffarmen und erneuerbaren Materialien wie Holz oder kohlenstoffarmem Beton, die effiziente Nutzung von Materialien zur Verringerung des Verbrauchs sowie die Rückgewinnung, Wiederverwendung und Wiederverwertung von Materialien als Ersatz für die Produktion von Primärmaterialien und die Verwendung von Neumaterialien gefordert.

All diese Maßnahmen tragen die Grundsätze der Kreislaufwirtschaft in erheblichem Maße und dauerhaft in sich.

Um eine Kreislaufwirtschaft für Baumaterialien und -praktiken zu erreichen, ist ein neuer Ansatz für Daten entscheidend. Die Einhaltung der Taxonomie erfordert auch den Einsatz von Instrumenten, die dazu beitragen, die Lebensdauer von Vermögenswerten zu verlängern, z. B. detaillierte Materialspezifikationen als Teil eines Gebäudeinformationsmodells (BIM), einschließlich relevanter Informationen über die Struktur, die Fassade und die Haustechnik sowie die tatsächliche Gebäudeleistung.

Arbeiten wie unsere in Kürze erscheinende Circular-Building-Design-Plattform, die wir gemeinsam mit der Ellen MacArthur Foundation entwickelt haben, sind von zentraler Bedeutung für die Erschließung von Werten aus ökologischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Sicht.

Die Zahlen sprechen für sich: Während fast 95 % der Baumaterialien recycelt werden können, werden derzeit weniger als 5 % des tatsächlichen Ressourcenwerts beibehalten. Wir sind der Meinung, dass es keinen Aufschub duldet - es ist an der Zeit, jetzt zu handeln.

Wir brauchen alle Hände an Deck

Im Vorfeld der Frist 2023 sollten alle Akteure, die Immobilien entwerfen, planen, bauen, betreiben oder in sie investieren, klare Antworten auf die folgenden Fragen haben:

  1. Haben Sie ein klares Verständnis für die wirtschaftlichen Risiken und Chancen, die der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft mit sich bringen wird?

  2. Entspricht Ihr ESG-Rahmen den Kriterien der neuen Taxonomie?

  3. Verfügen Sie über ausreichende interne Kapazitäten und die richtige Governance, um die neue Komplexität zu bewältigen?

  4. Welchen Mehrwert können Ihre Vermögenswerte, Produkte oder Dienstleistungen in einer Kreislaufwirtschaft liefern?

  5. Können Sie Daten nutzen, um Ihre Abläufe, Produkte und Dienstleistungen in einer Kreislaufwirtschaft zu verbessern?

Durch die Beantwortung dieser Fragen definiert der Sektor seine Herangehensweise an die gebaute Umwelt neu und übernimmt mehr Verantwortung für die Reduzierung von Emissionen und die allgemeine Umweltagenda. Die Grundsätze der Kreislaufwirtschaft, die sich in anderen Sektoren wie dem verarbeitenden Gewerbe bereits durchgesetzt haben, werden auch im Bereich der Architektur, des Bauwesens und des Ingenieurwesens eine immer wichtigere Rolle spielen. Wir brauchen alle Hände an Deck, um die Chancen auf unserem Weg zur Klimaneutralität zu nutzen.

Wir bei Arup sind der Meinung, dass der EU Green Deal und die damit verbundene Taxonomie nichts weniger als eine stille Revolution des Marktes darstellen und im Kampf gegen den Klimawandel unglaublich hilfreich sind. Wir sind bereit, unsere Kunden mit einer breiten Palette von Dienstleistungen zu unterstützen, die von der strategischen Beratung bis hin zur technischen Planung und Umsetzung reichen.